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 DER MINDELSEE

 

Der Mindelsee selbst hat eine Größe von ca. 140 Hektar, und ein ca. 10 km Wander- & Radweg führen einmal drum herum. Der See wurde schon 1936 unter Naturschutz gestellt, und bietet mit seinem breitem Schilfgürtel vielen Vögeln, Tieren und Pflanzen einen in Deutschland einmaligen, unberührten und geschützten Lebensraum. Wir haben daher keinen direkten Zugang zum See, unsere Pferdekoppeln grenzen aber an den Ufer-Schilfbereich heran. Im März 2013 hat der Global Nature Fund den Mindelsee als „Lebendigen See des Jahres“ in Deutschland Paradies überm Mindelseeausgezeichnet. Lesen Sie mehr über diesen besonderen See unter GLOBAL NATURE FUND. Dennoch ist das Baden im Mindelsee erlaubt. Unweit unseres Hofes liegt die naturbelassene Badestelle mit Steg  und kleiner Badebucht mit Wiese und Bänken.

 

Eine kleine Geschichte zum Weiterlesen…

Gottesfrieden - von Ludwig Finckh (Erzählung aus "Sonne am Bodensee")

Wenn ein Brotlaib beim Backen einen Knaus treibt, einen jungen Laib, so heißt man es bei uns Mindel. Das Wort kommt von mind, klein, gering. So einen kleinen See hat der Bodensee von sich gelassen, einen Sprossen; er liegt auf dem Bodanrück, dem Bergrücken zwischen dem Untersee und dem Überlinger See, der seine Zunge bis Konstanz vorstreckt, und er liegt zwanzig Meter höher als der Bodensee; er heißt Mindelsee. Kein Mensch kennt ihn, kein Bild zeigt ihn; und doch ist er länger als der Titisee im Schwarzwald. Der Bodensee hat ihn nicht getrieben, sondern er ist zurückgeblieben, als das Wasser sank und die Hügelzüge im See hervortraten. Der Mindelsee hat noch den Duft voller Unberührtheit. Rehe grasen an ihm, Fische und Vögel werden kaum gestört. Und es wird auch so bleiben. Denn auf drei Seiten ist er von einem Moorgürtel umrandet, mit Schilf- und Pflanzenwuchs. Auch ein Dorf liegt an ihm, und man müsste es Gottesfrieden taufen, wenn es nicht Möggingen hieße. Einmal habe ich zwei Menschen auf ihm getroffen. Ich wollte den Bodanrück überschreiten und lief an seiner Wurzel, von Markelfingen, einem Vordorf von Radolfzell, eine Viertelstunde aufwärts; Windröschen und Maiblumen blühten, und über einem silberglänzenden Spiegel stand ein dunkles Schloß. Es schien herrisch sein Dorf zu behüten, Möggingen, aber in seinem Nacken klebte in blustbedeckten Birnbäumen ein zweites wie ein vorwitziges Vogelnest, Güttingen, und hoch oben, am Rand des Himmels, wo der Berggrat auf die andere Seite umschlug, noch ein drittes, Liggeringen. Nun stand ich am Wasser und sah, wie zwei Männer von einer Fischerhütte am Ufer in einem Boot abstießen, aus gelben Schilfrohren entsteigend. Vor mit lag der Mindelsee, von einem Ende zum anderen zu übersehen, - er ist über zweitausend Meter lang, - und nun flogen vor dem Boote Wildenten auf und ein Haubentaucher schoss über die Fläche. Kiebitze spielten, wiegend und lockend, um mich von ihrem Nest abzuführen. Auf dem nördlichen Ufer drüben, breiteten sich Wiesen und sanfte Äcker, und einen Katzensprung voneinander erhoben sich zwei Höfe aus den Feldern. Ich hielt mich am südlichen Ufer in hellgrünem Buchenwald, um den See nach Osten zu umgehen. Hin und wieder sah ich durch die Zweige die Fischer das Wasser durchschneiden und hörte ihre Stimmen, immer ferner, bis sie entschwanden. Eine Viertelstunde mochte ich gegangen sein, als ich unter mir im See plätschern hörte, dann ein Rascheln, und hinter mir erschien laufend ein brauner Wachtelhund, tropfnass und mit der Nase auf dem Boden schnüffelnd. Er stutzte vor mir, sah mich mit unergründlichen Augen an und lief weiter. Ein herrenloser Hund, ein Wilderer, ein Strauchritter auf eigene Faust? Aber nein; stumm, mit verhaltenem Schmerz hob er die Schnauze in die Luft. Er suchte. Ich verstand; es war ein Drama, dem ich anwohnte. Und nun sprach ich mit ihm. Er gab kein Zeichen der Freude, hielt sich aber um mich und sprang nur einmal wieder zum See hinunter wie horchend. Nun waren wir am Ende, und unter den Bäumen vortretend sah ich das Boot schon wieder wenden, um den See der Länge nach zu durchschneiden."Hoho!" rief ich hinüber. Die Männer ließen die Ruder sinken. Der Hund war auf den Stamm eines überhängenden Weidenbaumes vorgelaufen." Gehört der Hund bei mir Ihnen?", rief ich durch die hohle Hand hinüber. " Wenn er braun ist, wohl!" schallte es zurück. Und sie wendeten auf uns zu. Der Hund verwandte keinen Blick von Ihnen. Langsam kamen sie näher. Jetzt sahen sie ihn auf seinem Stamm stehen."So," Sagte der eine und drohte. "Heißt das warten, wo ich dich`s geheißen habe?" "Er ist Ihnen nach geschwommen und kam, nach langer Strecke, zu mir aufs Land." "Wart, Bürschle!" sagte sein Herr, und schien Lust zu haben, ihn zu züchtigen. Aber nun sprang der Hund vom Baum aus in das anfahrende Boot und tobte vor Freude."Lassen Sie`s gut sein," sagte ich; "er suchte Sie, und hat sein Wort mit mir gesprochen. Haben Sie gefischt?" "Wir haben Hechte eingesetzt und wollten wieder heimfahren," sagte der Fischer. Und ich erfuhr nun, dass der Mindelsee Schleien, Hechte und Brachsen trage. Und manchmal habe man einen Weller im Netz, einen schweren Fischkönig, hundert Jahre alt, mit einem langen Bart. Die Weller sind im Obersee zu Hause, und sie müssen im Mindelsee zurückgeblieben sein, als der Bodanrück herauftauchte. Es ist schwer zu fischen im See, denn der Boden ist voll von Baumstämmen, die hineingefallen sind, und voll von Moor. Eine Pfahlbausiedlung stand am See. Ein versunkener Wald solle er sein; auch ein Strudel, ein Quell, springe in Ihm. Er sei kalt zum Baden, die Abhänge steil. Dreihundert Morgen bedecke er. Er werde dreißig Meter tief sein. Unterdes fuhr das Boot mit dem Wachtelhund in den See hinaus. Im Bogen umlief ich das Seeende. Enzian blühte, lila Orchis, und Akelei schob ihr dunkles Kraut vor. Ich stieg zum Nordufer auf. Und hier, vor dem Hirtenhof, lag ein Alpstock vor mir, Glärnisch und Säntis im Schnee, und im Westen ein Stück Schienerberg und Hegau. Drei Rehe weideten im Riedgras. Durch den Dürrenhof führte der Weg, und der Mindelsee lag unten, schimmernd, fast schwermütig, ein rätselvolles Antlitz aus dem Grunde hebend.Und da taucht wieder Schloß Gottesfrieden auf, Möggingen mit Turm und Graben, einst Wasserschloß, das den See beherrschte. Schleiereulen nisten noch in ihm. Es gehört dem Freiherrn von Bodman.- Über Möggingen steige ich nach Liggeringen, und nun sollte man die Augen schließen und nicht zurücksehen. Denn, einen Fußpfad hinauf, ersteht im Rücken eine Landschaft, die mit jedem Schritt größer und weiter wird. Ganz erschlossen ist sie im Lusthäuschen. Auf vier hohen, runden Backsteinsäulen, auf denen wohl einst ein zierlicher Barockbau ruhte, ist ein Holzgerüst gebaut über Tannenwipfel, und nun schwimmt im Untersee die Landzunge Mettnau mit dem Kirchlein von Radolfzell, die Hagnau, Horn und Höri, der Thurgauer Seerücken, der Rheinsee, im Westen aber blaut und dunkelt Hohentwiel und Hohenstoffeln auf. Unbegreiflich, dass man nicht Tage und Wochen um den Mindelsee lebt. Einst wusste man noch Lusthäuschen zu errichten, um den Glanz der Erde zu fassen. Sie sind zerfallen, und die Tannenwipfel überwuchern sei. Kaum findet man den Weg hinunter über die blumigen Wiesen nach Bodenwald, zur Ruinen Altbodman überm Überlinger See und nach dem Dorf Bodman, wo einst die Königspfalz war.

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